Pionier der Stressforschung: Hans Selye

„Ich habe allen Sprachen ein neues Wort geschenkt – Stress“

Mit diesen Worten fasste der österreichisch-kanadische Forscher sein Lebenswerk einst selbst zusammen. Und damit hatte er keineswegs übertrieben. In den 1930er Jahren beschäftigte sich Hans Selye als erster Forscher überhaupt mit den körperlichen Reaktionen auf die Einwirkung von Stressfaktoren. Mit mehr als 362 000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zählt er als „Vater der Stressforschung“.

Allgemeines Anpassungssyndrom

Die von Hans Selye entwickelte Stresstheorie wird auch als allgemeines Anpassungssyndrom bezeichnet. Denn grundlegend beschreibt es die Anpassung des menschlichen Körpers an von außen gegebene Situationen und die daraus resultierenden Reaktionen. Wird ein Mensch so einer Stresssituation ausgesetzt, werden im Körper alle Kräfte mobilisiert, um sich dieser Herausforderung zu stellen. Alle Sinne werden geschärft, der Mensch denkt fokussiert und konzentriert.

Diese Reaktionsfähigkeit ist dabei so alt wie der Mensch selbst. Denn vor etwa 2,6 Millionen Jahren sicherte diese „Gabe“ dem Menschen das Überleben. Zu dieser Zeit bildete die Jagd eine Stresssituationen – obwohl der Mensch sich dabei in Lebensgefahr brachte, war die erfolgreiche Jagd von beispielsweise Mammuts oder Waldelefanten überlebensnotwendig. Der Mensch musste dabei aber auf der Hut sein und zu 100% konzentriert. Das genannte allgemeine Anpassungssyndrom war damit essentiell.

Einteilung der Stressreaktion in drei Phasen

Selye teilte bei seinen Erforschungen die Stressreaktion in drei Phasen ein:

  • Alarmreaktion
  • Widerstandsphase
  • Erschöpfungsphase

Alarmreaktion

Sobald sich bei einem Menschen eine Stresssituation ankündigt, schüttet der Körper Stresshormone aus, um diesem so sofort Energiereserven bereitzustellen. Der Sympathikus wird aktiviert und der Körper somit in erhöhter Alarmbereitschaft versetzt. Es kommt unter anderem zur Pupillenerweiterung, Steigerung der Herzfrequenz und zu einem steigenden Blutdrucks.

Widerstandsphase

Nachdem der Körper kurzfristig in Alarmreaktion versetzt wurde, ist dieser nun bemüht, die Stressoren (=die stressauslösenden Reize) zu beseitigen, um so das Stressniveau, dem er ausgesetzt ist, wieder zu reduzieren. Der Körper erreicht nun seine produktivste Phase – kurzfristig.

Sollte die Stresssituation allerdings über einen längeren Zeitraum andauern, schafft der Körper es nicht mehr, diese Widerstandsphase aufrecht zu erhalten und es kommt zu einer gegenregulatorischen Wirkung. Die Folge kann eine Schwächung der Schilddrüsen- und Sexualfunktionen sein. Auch entzündliche Reaktionen wie etwa die Bildung von Magengeschwüren können aus einer zulange andauernden Stresssituation resultieren.

Erschöpfungsphase

Durch die hohe Ausschüttung energierelevanter Stoffe in den beiden vorangegangenen Phasen kommt es jetzt zu Mangelerscheinungen. Denn der Körper hat erste Probleme dabei, weitere Energie bereitzustellen. Eine fortwährende Stressbewältigung kann nun nicht mehr ausgeübt werden.
Ernstzunehmende Krankheiten wie Depressionen bis hin zum Born-Out können dann das Ergebnis sein.

 

Foto: (c)Unsplash/pixabay.com

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