Was ist Stress?

Einst musste Atlas aus der griechischen Mythologie die Last der Welt auf seinen Schultern als Bestrafung tragen. Oft als Statue abgebildet, sieht man, wie Atlas beinahe unter dem dafür symbolisch verwendeten Himmelsgewölbe, das er auf dem Rücken trägt, zusammenbricht.

Doch was einst in der mythischen Geschichte erzählt wurde, geht in unserer heutigen Gesellschaft vielen Menschen gleich. Durch die alltäglichen Herausforderungen, die bewältigt werden müssen, fühlen sie sich, als müssten sie die gesamte Last der Welt auf ihren Schultern tragen. Sie fühlen sich gestresst. Doch was ist Stress eigentlich? Und ist Stress automatisch auch immer gleich schlecht für den Körper? Diese und weitere Fragen möchten wir im Folgenden beantworten.

Kaum jemand kann sich heutzutage dem stressigen Alltag entziehen: ob bei der Arbeit oder selbst in der Freizeit. Ja selbst Kinder fühlen sich gestresst, wenn zum Beispiel mal wieder viel zu viele Hausarbeiten erledigt werden müssen. Dabei kannte man das Wort „Stress“ (engl. Druck, Kraft; von dem lateinischen Begriff stringere abgeleitet, das so viel bedeutet, wie anspannen) vor über 100 Jahren noch gar nicht. Erst 1936 wurde diese Bezeichnung des österreichisch-kanadischen Forschers Hans Selye geprägt. Denn er erforschte erstmals die biochemischen Mechanismen der Stressreaktionen und gilt damit als „Vater der Stressforschung“.

Doch was ist Stress?

Nach den Erkenntnissen von Hans Selye zeigt der menschliche Körper auf den Einfluss eines Stressors eine Anpassungsreaktion, die aus unserer Evolution hervorgeht. Denn in der Steinzeit war es überlebensnotwendig, dass sich der menschliche Körper auf Gefahrensituationen einstellte: durch die Ausschüttung von Stresshormonen wurden die Sinne geschärft, die Muskeln angespannt und der Körper war bereit, sekundenschnell zu reagieren und sich auf einen Kampf einzulassen oder eben um die Flucht zu ergreifen.

Ein Stressor versetzt unseren Körper also in eine Höchstform. Und Stress im Allgemeinen betrachtet muss damit also nicht automatisch auch gleich etwas negatives sein, es ist zunächst einmal einfach nur eine natürliche Anpassungserscheinung an die äußere Umgebung.

Doch jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem: In den seltensten Fällen sind wir Menschen heutzutage einer lebensbedrohlichen Gefahr ausgesetzt. Keiner muss mehr vor einem Mammut fliehen oder sein Essen vor Feinden verteidigen. Und damit fällt das Ventil weg, um die durch den Stress aufgebaute Anpassung auch wieder abzubauen. Dem Stress, dem wir in unserer heutigen Zeit ausgesetzt sind, findet eher auf psychischer Ebene statt. Doch die Reaktionen auf diesen sind dieselben. Deshalb müssen wir uns ein Ersatz-Ventil sorgen, um diesen im Inneren aufgebauten Druck wieder zu senken. Anderenfalls befindet sich unser Körper irgendwann in einem Dauer-Alarmzustand und gerät außer Balance. Die Folge können dann psychische aber auch körperliche Erkrankungen sein.

Positiver und negativer Stress

Auch wenn wir es uns gern wünschen würden – ein Leben ganz ohne Stress ist nicht möglich. Und das ist auch gut so. Denn unser Körper muss in einem gesunden Maße hin und wieder etwas Stress ausgesetzt werden, um produktiv und leistungsfähig zu bleiben. Wenn wir eine Herausforderung gemeistert haben, die uns im wahrsten Sinne des Wortes gestresst hat, stoßen wir Glückshormone aus und fühlen uns hinterher ein Stück weit selbstbewusster.

Erlebt ein Mensch hingegen gar keinen Stress, kann er auch nicht diese beschriebenen positiven Erlebnisse erfahren. Er ist demotiviert und kann sogar depressiv werden.

Das genaue Gegenteil ist dann wieder, wenn der Mensch zu viel Stress erlebt, was genauso negativ einzustufen ist, wie gar kein Stress. Denn wenn mal wieder viel zu viele Aufgaben gleichzeitig anstehen, fühlen wir uns überfordert und können kaum noch Kraft aufbringen, um der Herausforderung gewachsen zu sein. Das beschriebene Ventil ist dann dringend erforderlich, um den Stand zu halten.

 

Foto: (c)Laborratte/pixabay.com

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